Die Sachsenhäger Niederung zählt zu den wichtigsten landkreisweiten Lebensräumen für europaweit seltene und geschützte Amphibienarten.
Erdkröten, Kamm- und Teichmolche sowie Braun-, Grün- und Laubfrösche kommen hier in stabilen Populationen vor, so dass das Gebiet eine herausragende Bedeutung für den Naturschutz in Niedersachsen aufweist.
Zum Fortbestand benötigen alle dort lebenden Amphibienarten unterschiedliche, jahreszeitlich variierende Voraussetzungen. Hierzu zählen geeignete Laichgewässer, nahrungsreiche Sommerhabitate und frostfreie Winterquartiere. Diese werden im Bereich der Sachsenhäger Niederung von der Kreisstraße K45 durchschnitten, so dass eine ausgesprochen hohe Zahl der streng geschützten und europaweit seltenen Arten meist mehrmals im Jahr über die K 45 wechseln müssen. Bisher baute der NABU Sachsenhagen e.V. jährlich mobile Amphibienzäune auf und später wieder ab und kontrollierte den Bestand, was dauerhaft jedoch ungeeignet und nicht mehr realisierbar war. Eine dauerhafte Lösung stellt ein beständiges Amphibienleitsystems dar. Deshalb wurde im Bereich der K45 ein 1200 Meter langes Amphibienleitsystem und vier Kleintiertunnel angelegt. Diese Tunnel sind gedacht, um die Wanderbewegungen der Tiere und das Unterqueren der Fahrbahn zu ermöglichen. Die Leitsysteme funktionieren in beide Richtungen und ermöglichen einen regelmäßigen genetischen Austausch der Amphibien. Darüber hinaus sind die Durchlässe auch für andere Kleintiere geeignet. Das Projekt wurde mit Mitteln der EU, des Landes und des Landkreises gefördert, darüber hinaus beteiligte sich die AWS mit einem Zuschuss an den Kosten.
Erfreulicherweise ist trotz der trockenen Jahre der Bestand an Molchen und Kröten ziemlich konstant. Der Bestand an Braun- und Grünfröschen hat sich im vergleich zum Vorjahr ein wenig erholt. Die Population der Laubfrösche hat sich hingegen extrem vergrößert.
Die Gefährdung von Amphibien und ihr Verschwinden reißt ein empfindliches Loch in die natürliche Nahrungskette. Alle Lurche fressen Käfer, Spinnen, Würmer, sie sind aber auch wichtige Beutetiere für vielerlei Vögel, Reptilien und Säugetiere. So hat jede einzelne Art ihre Bedeutung im Ökosystem, ihr Aussterben bedeutet stets einen Verlust für unsere Heimat und Erlebniswelt.
In Deutschland leben 20 Amphibienarten. Die Mehrheit von ihnen begibt sich auf Wanderschaft. Molche wandern nur wenige Meter. Erdkröten legen dagegen oft mehrere Kilometer zurück. Die Tiere kehren jeden Frühling zurück zu ihrem Geburtsgewässer, um sich zu paaren und Eier abzulegen. Dahin führt sie ein inneres Navigationssystem. Nur wenn es das Gewässer nicht mehr gibt, müssen sie sich ein Neues suchen.
Wildtiere zu stören oder gar einzufangen, ist eigentlich verboten. Beim Amphibienschutz im Frühjahr ist das aber unvermeidlich und geschieht natürlich nur zum Besten der Kröten, Frösche und Molche. Wer den Tieren über die Straße hilft, kommt ihnen hautnah.
Die Wanderlust der meisten Arten ist nicht nur vom Wetter abhängig, sondern ebenso von der Tageslänge und der hormonellen Entwicklung. Der März ist der Hauptwandermonat. Sobald die Nachttemperaturen bei plus fünf Grad Celsius und mehr liegen, kommen Frösche, Kröten und Molche in Hochzeitsstimmung. Wenn sie auf dem Weg zu den Laichgewässern Straßen überqueren müssen, können ganze Populationen den Verkehrstod erleiden.
Obwohl mehr und mehr Straßen feste Amphibientunnel erhalten, gibt es bundesweit immer noch tausende Stellen, an denen Naturschützer Leitzäune aufstellen. Zusätzliche helfende Hände sind immer willkommen.
Zunächst müssen Zäune aufgestellt werden. Stehen diese, müssen sie jeden Tag kontrolliert werden, am besten morgens und abends. In regelmäßigen Abständen sind Eimer in der Erde verbuddelt, in denen die Tiere dann unwiederbringlich landen. Von dort werden sie in Transporteimer umgefüllt und über die Straße getragen. In der Regel notieren die Helfer dabei auch Anzahl, Arten und Geschlechter.